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Klassentreffen 2020 in Hamburg
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Philosophischer Schalk (2013) |
Besinnlicher Genießer (2014) |
Gleich zu Beginn mussten wir erfahren, dass unser Klassenkamerad Harro Haß nicht mehr unter uns weilt. Wir gedachten seiner mit einer kurzen Schweigeminute. Im Laufe des Abends las Wulf besinnliche und schalkhafte Gedichte Harros vor, die uns bewegten.
In diesem Sommer war eine große Veranstaltung am heutigen Gymnasium Oberalster (GOA) geplant, um das 75-jährige Bestehen unserer Schule, der Wissenschaftlichen Oberschule für Jungen und Mädchen in Poppenbüttel, zu feiern.
Mein Bruder Rolf, der sieben Jahre später mit Frau Dr. Hilda Hurst als Klassenlehrerin und Henning Voscherau als Klassenkameraden am GOA zur Hochschulreife geführt wurde, wollte auch kommen, aber Corona machte alles zunichte. Stattdessen schickte er mir eine Broschüre über die Gründungsjahre unserer Schule, eine Publikation, die nicht nur ich nicht kannte, sondern die den versammelten KMlern ebenfalls unbekannt war.
Ich kam im Herbst 1946 in die 6KM. Damals wohnte ich im Büro meines Vaters in der Dammtorstraße und gehörte wie viele zu den Fahrschülern, die allerdings höchstens bis Barmbek mitfuhren. Bei Schmuddelwetter gestaltete sich der Schulweg manchmal als schwierig, wie unser Chemielehrer und verhinderter Dichter Dr. Paul Schaper zu Papier brachte:
Von oben klatscht herab der Regen,
Die Pfützen stehen auf den Wegen,
Der Heegbarg wandelt sich behende
In urwäldliches Sumpfgelände.
Durch diesen Schlammsumpf musst du zieh’n,
Ruft dich dein Dienst zur Schule hin.
Am beeindruckensten hat die damalige Schulzeit unser verstorbener Klassenkamarad Gerd Frühling beschrieben:
Das Elend in der Situation erinnere ich nicht mehr, und zwar deshalb, weil wir uns nicht elend fühlten. Wir fühlten uns nicht anders als andere auch. Das war eben das normale Lebensgefühl der damaligen Zeit, und wenn wir die Eltern davon schwärmen hörten, wie schön es vor dem Krieg gewesen war, so hatte das für uns keine Bedeutung. Für uns waren die Kälte und der Hunger der Normalzustand des Lebens.
Hier eine Passage aus der Broschüre über die Schulspeisung von mir mit dem zweiten Absatz ergänzt:
Und was war es, das den Schülern und Lehrern in den Pausen ausgeteilt wurde? An fünf Tagen in der Woche soll es heiße dicke Suppe geben, an den beiden anderen Tagen eine Süßspeise., schrieb am 23. Januar 1946 die neue Hamburger Presse, und die Erinnerung der damaligen Schüler bestätigen dieses. Sojasuppe Erbsensuppe Bohnensuppe Kohleintopf Milchsuppen aller Art, d.h., Haferflocken oder Nudeln in Milch und Schokoladensuppe wurden genannt.
Zu Weihnachten gab es manchmal ausgemusterte eiserne Rationen der amerikanischen Streitkräfte, die nicht nur Schokolade, sondern häufig auch Erdnüsse in Dosen oder - für uns Schüler überraschend - Portionen Nescafé in einer Aluminiumfolie enthielten.
Die Schulspeisung war im Grunde von Anbeginn für alle Schüler eine Notwendigkeit, alle waren mehr oder weniger bedürftig. Ein ehemaliger Schüler beschreibt die Verteilung wie folgt: Die Behälter mit dem Essen mussten stets, nachdem sie von einem Lastwagen unten an der Straßenbrücke über die Alster abgestellt worden waren, von zwei Schülern die 600 m aus dem Alstertal hoch getragen werden. Die Schüler, die von zu Hause Geschirr mitbrachten - häufig handelt es sich um das Feldgeschirr der Väter - drängten sich in den Pausen mit knurrendem Magen um die Kübel. Hatte der Schüler seinen halben Liter Suppe erstanden, so schlang er diesen so schnell wie möglich hinunter, denn es galt das Motto: Wer zuerst kommt mahlt zuerst. Wenn in der Suppenterrine noch etwas übrig war, bekamen die ersten und schnellsten den begehrten Nachschlag.
1955, ein Jahr nach dem Abitur '54 schrieb ein(e) nicht indentifizierte(r) Mitschüler(in) einen Brief, aus dem ich die zwei folgenden Absätze hier kopiere:
Wenn ich an meine Schulzeit denke, dann steht mir zuerst das Bild der ersten Nachkriegsjahre vor Augen, als wir in den kalten Baracken hockten oder uns um die Essenkübel drängten, als wir alle nichts hatten und darum alle gleich waren. Damals entstand ein Gemeinschaftsgeist, der noch bis in die Oberklassen spürbar blieb, als längst die sozialen Unterschiede wieder aufgetreten waren und als wir schon an den frischlackierten Tischen der neuen Schule saßen. Die Kameradschaft, das Rücksichtnehmen und die Anpassung dem Nachbarn gegenüber waren nicht Umgangsformen, sondern Lebensnotwendigkeiten.
Damals haben wir auch gelernt, dass selbst mit den einfachsten, primitivsten Mitteln etwas geleistet werden kann, wenn der Wille und die Liebe zur Sache da sind. Das hat wohl auch uns Schüler so mit den Lehrern verbunden, dass wir wussten, wie zäh und hartnäckig sie jedes Turngerät, jeden Physikapparat und jede Landkarte der Behörde abrangen und mit ihr um den Bau der neuen Schule verhandelten.
Schließlich war es Gerd Frühling, der den Begriff Barackengeist prägte. Dieser Geist muss es sein, der uns immer noch jährlich zu den Klassentreffen ruft.
Übrigens, mein Hotel für das 43. Klassentreffen am 17. September 2021 habe ich bereits gebucht.
Hier findet ihr zusätzliche Informationen über die Oberschule für Jungen und Mädchen am Alsterredder sowie einige schwarz-weiß Fotos.
Meinen Freunden in Freiburgs Partnerstadt in den USA Madison, Wisconsin, habe ich die Nachkriegszustände an unserer Schule in einem Blog mit dem Titel Barackengeist, "The spirt of the shacks" geschildert.
Die Broschüre ist nun bei Wulf, der sie Euch sicherlich zur Lektüre der spannenden Geschichte unserer Barackenschule überlassen wird.
Lotte, Marila und Rena coronabewusst mit Abstand.
Gerd, Uschi und Elke hören schmunzelnd Ursula zu ...
... idem Heide, Lore und Hans-Georg ...
... sowie Maria und Georg, während Helmut in mein iPhone schaut und Wulf ein wenig ernster den Worten lauscht.
Im elektronischen Fotoalbum gespeichert: Enkel under Urenkel?
Heide als fleißige Fotografin
So erwischte sie auch Gerd, Gisela und mich (©HL) ...
... sowie Hans-Georg, Lore und Lotte (©HL).
Danke Wulf für die Ausrichtung des traditionellen Sonnabendspaziergangs.
Zum Spaziergang waren wir dann nur noch sieben mit Heide, die fotogrfierte (©HL).
Beim Gang diurch den Volksdorfer Wald erzählte uns Wulf über die Forstwirtschaft in Hamburgs Norden und den Mellenberg in Volksdorf, der vor der Eingemeindung Harburgs mit 63,3 Metern die höchste Erhebung der Hansestadt war,
Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut in Hamburgs Norden?
Dieses Lob Eichendorffs ist heute nur noch bedingt gültig ... (©HL)
... hielt uns Wulf doch einen Lehrstunde
über Wassermangel und die daraus resultierende und wachsende Menge
Totholz.
Wulf auf der Suche nach Bidens bipinnata, einem Gänseblümchengewächs.
Wulf hatte den wildwachsenden zweinadeligen Zweizahn 2018 auf seiner Dachterrrasse als erster im norddeutschem Raum entdeckt. Hier findet ihr den Eintrag von 2ß18.. Wulf hat die Samen gesammelt und anschließend im Heinrich-von-Ohlendorff-Park in Volksdorf unter dieser Buche ausgebracht.
Auch im Jahr 2020 hat Bidens bipinnata keinen Artikel in der deutschen Wikipedia, doch finden sich im Internet mehrere bebilderte Einträge über die Pflanze.
Gleich gegenüber im Park steht eine Eiche
als Quercus vulvata beschrieben. Wie im
Deutschen die Eiche
ist Quercus im Lateinischen weiblich, gehört das Wort zur -us-Deklination.
Auf der Wiese vor dem Wiener Kaffeehaus KMler zu meiner Linken ...
... zu meiner Rechten ...
.. und hier zu beiden Seiten mit dem Weitwinkel.
This page was last updated on 01 November, 2024