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Wilhelm Tell und der amerikanische Freiheitskampf

Ein Beitrag zum Schillerjahr

 

 

 

 

 

Einflüsse der amerikanischen Revolution auf die deutsche Klassik

 

Der Einfluss der französischen Revolution auf die deutsche Klassik war merklich, doch hat auch die amerikanische Revolution Spuren hinterlassen?

 

Neben Professor Lauer, der auf diese Spuren hingewiesen hat - schließlich war Schiller Professor für Geschichte in Jena und kannte die Entwicklung auf dem amerikanischen Kontinent - hat auch  Gabriele Chaitkin zu diesem Thema im Internet geschrieben: For He Was One of Us. Friedrich Schiller, the Poet of America: Schiller was a great fan of the Declaration of Independence and his Drama William Tell was written shortly after (1803), and was partially inspired by, the American Revolution (1776).

 

Neben Egmont ist Wilhelm Tell, auch wenn das Stück in der Schweiz spielt, das deutsche Freiheitsdrama schlechthin. Es geht im Wilhem Tell bekanntlich um den Freiheitskampf der Schweizer gegen die habsburgische Herrschaft. Dieser Kampf wird in dem legendären Armbrustschützen Tell verklärt, der, weil er dem Hut des Landvogts Gessler seine Reverenz verweigert, einen Apfel vom Haupte seines Sohnes schießen muss. Dieses frevelhafte Verlangen Gessler bringt das Fass der Willkürherrschaft zum Überlaufen. Als Tell den Landvogt mit seiner Armbrust erschießt, ist dieser Tyrannenmord das Signal zum allgemeinen Freiheitskampf des Schweizer Volkes, das sich im Rütlischwur vereint. Natürlich war die Aufführung des Dramas unter der napoleonischen Herrschaft verboten. So war es nur natürlich, dass die Soldaten unter General Gneisenau vor der Völkerschlacht bei Leipzig den Rütlischwur aus Wilhelm Tell zitierten.

 

 

Auch im 3. Reich durfte der Tell nach einem Führererlass nicht aufgeführt werden, wohl wegen des auf offener Bühne vorgestellten Tyrannenmords. Dabei ist der Mord an einem Landvogt Gessler ebenso wenig historisch belegt wie dessen Vorgeschichte: der Apfelschuss Wilhelm Tells fand so nicht statt.

 

Und auch beim Rütlischwur oder besser bei der erhaltenen Urkunde der Kantone Schwyz, Uri und Nidwalden, von 1291, die heute als mythisches Gründungsdokument der Eidgenossenschaft angesehen wird, sind sich die Geschichtswissenschaftler einig, dass es sich hier um ein lokales Rechtshilfeabkommen handelt, in dem in einem späteren Zusatz die Berufung landesfremder Richter ausgeschlossen wird. Es gibt in dem Papier keinen Hinweis auf ein Joch der Habsburger Landvögte.

 

Zurück zum Thema: Wo finden sich Einflüsse der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 auf Schillers Wilhelm Tell geschrieben im Jahre 1803?

 

In seinem Drama geht es Schiller u. a. um das Ideal einer bürgerlichen Gesellschaft, einer civil society, also nicht der Bourgeois, sondern der Bürger im Sinne von Citoyen ist gefragt. Ein solche Gesellschaft zieht ihre Überlegenheit aus der Tugenhaftigkeit ihrer Menschen, aus dem persönlichen Grundbesitz (Give me land lots of land below a fairy sky above, don’t fence me in) und schließt das Recht jedes Einzelnen auf Selbstschutz ein.

 

 

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Diese Idee einer republikanischen Gesellschaft ist letztlich ein Erbe der Römer: Nicht umsonst hat der Demokrat! Kennedy an 26. Juni 1963 in seiner berühmten Rede vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin auf lateinisch zunächst den römischen Bürger beschworen und endete dann mit seinem bekannten Spruch auf deutsch: Two thousand years ago, the proudest boast was civis Romanus sum. Today, in the world of freedom, the proudest boast is: Ich bin ein Berliner.

 

Die Grundlagen der römischen Republik sind das Credo der amerikanischen Republikaner. 

 

 

This page was last updated on 08 August, 2018