Red Barons Webseiten
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Radeltour 2006
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Abschied in Münster
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Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges und der Schleifung der Befestigungsanlagen erteilte Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels auf Wunsch der Münsteraner Bürger? den Auftrag zum Bau eines Residenzschlosses am Ort der ehemaligen Zitadelle. Die Grundsteinlegung fand 1767 statt. Für den Bau dieses Residenzschlosses stellte Johann Conrad Schlaun einen Generalplan auf. |
Auch hier am alten Schloss
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Im Jahre 1954 wurde das Schloss offizieller Sitz der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) und war bei unserem Besuch, wie oben zu sehen, von Protestlern gegen Studiengebühren besetzt. |
Die barocke Clemenskirche |
Zum Zeichen des immerwährenden wahren Erbarmens
Wie kommt ein Bayer nach Münster? Paderborn war durch den Kölner Kurfürsten Clemens August I. von Bayern in Personalunion mit dem Fürstbistum Münster verbunden. Clemens August ernannte Schlaun im Jahre 1729 zu seinem Landingenieur, der ihm dann die Clemenskirche baute. Außerdem wurde Schlaun in Münster Generalmajor der Artillerie. |
In der Kirche St. Servatii darf Johann Conrad
Schlaun |
Für Krimifreunde: Das Antiquariat Wilsberg |
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In früherer Zeit zogen viele westfälische Bauernjungen als Pöttker, das heißt Kiepenkerle, über die Grenze nach Holland. Man nannte sie Tjödden, Zugvögel. Manche brachten es zu großen Kaufmannshäusern und sitzen jetzt däftig und breit zu Amsterdam auf der Kalwerstraat. Die Brenningmeier, die Voss, die Peek und Kloppenburg, Hettlage sind solche ehemaligen Pöttker. Aus Josef Wincklers Der tolle Bomberg |
Aus Bonapartes Stamm
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Aus Zeitmangel und weil die Stimmung zum Abschied nicht noch trauriger werden sollte, hatte ich mich am letzten Abend entschieden, aus Josef Wincklers Ein König in Westfalen nicht das Kapitel Diana von Pappenheims Tagebuch zu lesen, sondern einige eher schwankhafte Episoden am Hof des König Lustik vorzutragen.
Deshalb ist nun nachzutragen die Geschichte der Affäre zwischen Jerome und Diana von Pappenheim, der Urgroßmutter Lily Brauns, dieser von Wulf aus der Vergessenheit gehobenen deutschen Schriftstellerin. Es folgt das Euch damals vorenthaltene triste Kapitel mit meinen erklärenden Anmerkungen: |
Diana von Pappenheims1) Tagebuch
Getreu der Mahnung Goethes führt sie ihr Tagebuch weiter, und wir erleben in schmerzlicher Selbstqual, wie Diana nach dem Höfling2) nun wirklich dem König verfiel:
Lily Braun (geborene Amalie von Kretschmann) (1865-1916),
Es war im Winter3), Schloss Napoleonshöhe war in einen weißen Pelz gehüllt, und hoher Schnee deckte die blutgetränkte Erde. Nur scheinbar herrschte Frieden im Lande. Die tiefen Wunden, die der Krieg geschlagen, bluteten noch immer, und die betrügerische Hoffnung und die ausgelassene Fröhlichkeit riss sie noch tiefer auf. Alle Seelenkraft schien erstorben. In Stadt und Land führte die fremde Regierung ein Regiment, das geheiligte Rechte mit Füßen trat, alle Überlieferungen für nichtig erklärte und den Besitzer auf der eigenen Scholle entrechtete. Der Deutsche war heimatlos in der Heimat geworden4). Aber schon zeigten sich Schatten in dem Glück der Fremden. Sie tauchten zuerst im prahlerischen Glanz des Hoflebens auf ... Im Anfang ging ich dem König aus dem Wege, es war nicht immer leicht, denn die Mitglieder des alten deutschen Adels, der sich mit der traurigen Lage abfinden musste, sollten am Hof repräsentieren. Obgleich Jeromes Gemahlin eine geborene Prinzessin5) war, gab sie uns manche Rätsel auf. In Benehmen und Toiletten überschritt sie oft die Grenzen der Hofetikette. Das Volk seufzte unter Knechtschaft und Armut, aber am Hof wurde eine ungeheure Verschwendung getrieben, und da die Damen der Hofgesellschaft sich dem Kleiderluxus der Königin anpassen mussten, wuchsen ihre Ausgaben bis ins Unermessliche6). Man machte Schulden, das böse Beispiel fand in der Öffentlichkeit Nachahmung. Überall herrschte Unpünktlichkeit, Willkür und Unordnung. Wenn die Königin allein in Herrenbegleitung spazieren ging oder ausritt, wenn sie ohne Damen das Theater besuchte, so machte man mir Vorwürfe. Ihre Majestät erkannte die Gefahr erst, als Lügen und Verleumdungen sich bis and die Stufen des Thrones wagten. Da klammerte sie sich an mich ... damals wusste ich noch nicht, dass mein Los noch härter sein sollte, als das ihrige. Schon bald begann der König, mich mit leidenschaftlichen Blicken zu verfolgen. Wenn ich mit ihm in den Laubengängen oder in der weiteren Umgebung des Schlosses promenierte, waren alle hellen Kleider und die goldgestickten Uniformen der übrigen Begleitung plötzlich verschwunden. Wie ausgestorben schien dann die Gegend. Und doch belauschte man uns. Die Eifersucht machte sich in den edelsten Klatschereien Luft.
In einer warmen Julinacht saß die Königin noch um Mitternacht auf der Terrasse, sie trug ein rosendurchwirktes Musselinkleid. Da erschien Jerome, den sie schon lange erwartet hatte7), in Begleitung seines persönlichen Adjutanten. Die Königin ging dem Gemahl mit offenen Armen entgegen und begrüßte ihn mit großer Freude. Sichtlich bezaubert von so viel natürlicher Anmut küsste der König seine Gemahlin. Er wollte eben einen Scherz machen über diese unwillkürliche Zärtlichkeit und die Anwesenden um Entschuldigung bitten. Da bemerkte er und gleichzeitig auch ich zu unserem großen Erstaunen, dass der Adjutant sich zurück gezogen hatte. Der impulsive König fand keine Erklärung für dies Verhalten und wär' ihm am liebsten nachgeeilt. Aber der Blick seiner Gemahlin hielt ihn zurück. Die Königin wünschte mir gute Nacht, der König reichte mir die Hand, beide suchten ihre Gemächer auf.
Lilys Urgroßmutter Diana von Pappenheim (geborene von Waldner) (1788 -1844)
In Gedanken verloren blieb ich noch lange im Freien und genoss den Zauber der Sommernacht. Plötzlich stand Jerome vor mir, ich war vor Schrecken gelähmt. Sie sehen mich so entsetzt an, fürchten Sie nichts, ich bin nicht gewissenlos. - Zum Fürchten sehen Majestät gerade nicht aus, entgegnete ich lachend - doch die Situation ist sehr peinlich! - Alles schläft, es ist ungefährlich, ich komme auf Wunsch der Königin, um nachzusehen, ob Sie noch hier sind? Ich muss gestehen, Ihre Majestät hängt sehr an Ihnen.
Mein Mann kam. Seine Verwunderung, mich auf der entlegenen Terrasse mit dem König allein zu finden, war so groß, dass er fast vergaß, warum er gekommen war. Er wollte ein paar Tage Urlaub erbitten. Noch brauchte ich die Augen nicht niederzuschlagen vor meinem Mann, aber immer mehr nahmen mich Jeromes lässige Galanterien und sein kecker Witz gefangen. Wilhelm hätte gern um seine Entlassung gebeten, aber meine Einwände hielten ihn vor diesem Schritt zurück. Er sah ein, dass der König rasch entflammt war, aber eben so rasch vergaß, wenn ein neuer Stern erschien ... Mein Herz klopfte noch zum Zerspringen, wenn ich daran denke, wie Jerome mich zum ersten Mal in junger Liebe glühend küsste. - Ihn bezauberte, wie ich im Fauteuil lehnte oder mir den Mantel umlegen ließ. Er saß nur zu gerne - ebenso wie Goethe - in einem dieser tiefen englischen Lehnstühle mir gegenüber, und nur scheinbar beschäftigten ihn andere Dinge, wenn wir uns nicht unterhielten. Im Mai musste ich mich meinem Mann offenbaren.
So wird der Freiherr von Pappenheim zum Grafen ernannt! Und Erster Kammerherr!
Am Tage nach der Rangerhöhung packt ihn ein neuer Tobsuchtsanfall, er hat seine Frau schon, seit sie in Camus' Armen lag, nicht mehr berührt - Der alternde Mann bricht zusammen, weint -- gut, Jerome will Pate sein - Pappenheim wird das Kind8) als sein's anerkennen und schweigen!
Knirschend schließt er sich den Verschworenen an --
Aus Josef Winckler: Ein König in Westfalen
Fußnoten
1) Diana von Waldner (1788-1844) heiratete im Jahre 1806 den 20 Jahre älteren Wilhelm Maximilian von Pappenheim, Kammerherr Herzogs Karl August von Weimar (Goethes Chef). Mit ihrem Mann hatte Diana zwei Söhne. Um dem Verlust seiner Güter im Königreich Westfalen zu entgehen, musste Pappenheim Weimar verlassen, denn er wurde wie andere lokale Landadelige 1808 an den Hof von Kassel beordert. Diana wurde Kammerzofe von Königin Katharina.
2) Camus, Freund Jeromes aus Jugendtagen und nun Außenminister ohne Aufgaben, da der große Napoleon die Geschicke des Königreichs Westfalen bestimmte.
3) Im Jahre 1810
4) Eine recht einseitige Darstellung Wincklers. Lily Braun, die Urenkelin Dianas, gibt durch viele Zitate belegt in ihrem Buch Im Schatten der Titanen, Erinnerungen der Baronin Jenny von Gustedt im Kapitel Aus Bonapartes Stamm eine durchaus andere Version der Zustände im Königreich Westfalen. Die Verdienste Jeromes als Herrscher findet ihr hier beschrieben.
Lilys Großmutter Jenny von Gustedt (geborene von Pappenheim) (1811-1890)
5) Katharina war Tochter des Herzogs Friedrich von Württemberg, der 1803 auf die Seite Napoleons trat. Im Reichsdeputationshauptschluss belohnte Bonaparte den Verrat an Kaiser und Reich, indem er dem Herzogtum beträchtliche Geländegewinne bescherte. Mit dem Eintritt in den Rheinbund wurde Württemberg von Napoleon 1806 sogar zum Königreich erhoben. Um den Bund zwischen Württemberg und dem französischen Kaiserreich zu festigen, verheirateten die beiden Monarchen am 22. August 1807 Katharina mit dem jüngsten Bruder Napoleons, Jerome Bonaparte, der einen Monat zuvor König des eigens für ihn geschaffenen Königreich Westfalen geworden war.
6) Am Hof von Kassel soll Katharina noch verschwenderischer als Jerome gewesen sein.
7) Katharina liebte ihren Mann abgöttisch, auch als er in der nachnapoleonischen Ära ein Nobody war. Vater Friedrich versuchte da vergeblich, seine Tochter mit ihren Kindern an den württembergischen Hof zu ziehen. Sie aber hielt zu Jerome, anders als Marie-Luise die Tochter des österreichischen Kaisers Franz I., die nach der Abdankung Napoleons ihren Mann verließ und mit dem gemeinsamen Sohn Napoleon nach Wien zurückkehrte.
8) Tochter Jenny geboren am 7. September 1811. Im Jahre 1813 brachte Diana Jeromes zweites Kind zur Welt, Pauline, die später als Ordensschwester im Pariser Kloster Notre-Dame des Oiseaux lebte. Jenny von Gustedt starb 1890.
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This page was last updated on 06 August, 2018