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Radeltour 2003
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Der Geist von Weimar
Seit der spätere Reichspräsident Friedrich Ebert die Nationalversammlung in Weimar beschwor, jetzt müsse der Geist der großen Philosophen und Dichter wieder unser Leben erfüllen, geistert der Geist von Weimar durch die Geschichte. Aber was ist darunter zu verstehen?
Weimar ist ohne die Wartburg nicht zu denken, wo Luther die Bibel übersetzte und die Burschenschaften die nationale Einheit forderten, und es wurde zum Geburtsort der Ehe von Thron und Altar. Weimar ist die Stadt der Klassik Goethes und Schillers, der silbernen Zeit Franz Liszts und des Aufbruchs zur Moderne, für die Namen wie van de Velde, Harry Graf Kessler und Walter Gropius mit den Anfängen des Staatlichen Bauhauses stehen. Aber gerade die hochgerühmte Klassik siedelt das Ideale in unerreichbaren Höhen an, trennt es von der Wirklichkeit und begründet damit die gefährlich unpolitische Tradition des deutschen Bildungsbürgertums. Weimar ist auch Sitz des Nietzsche‑Archivs, in dem Elisabeth Förster den "Willen zur Macht" edierte und die Philosophie ihres Bruders verfälschte.
Als heiliger Gral der deutschen Seele und Kultur beschworen, wird der Geist von Weimar instrumentalisiert für Reaktion wie für Revolution. „zwischen uns und Weimar liegt Buchenwald", sagte der Germanist Richard Alewyn nach der Rückkehr aus dem Exil. Gerade Buchenwald aber, das nach der Niederwerfung des SS‑Staates praktisch unverändert vom sowjetischen NKWD fortgeführt wird, steht für die Errichtung zweier Totalitarismen auf deutschem Boden.
Peter Merseburger: Mythos Weimar, DVA, 1999. |
Zimmerflucht im Goethehaus |
Jeder mache sich seinen Goethe selbst.
Und das waren die Folgen |
Im Kladderadatsch
Gute Zeit für Dekorateure: Ich kann nicht über schlechten Geschäftsgang klagen; jedes Jahr
Schon 1931 wurde Dr. Wilhelm Frick, NSDAP, Innenminister im Land Thüringen, dem er ein eigenes Ermächtigungsgesetz verordnete.
Dr. Frick und der Geist von Weimar: Lächerlich zu denken, daß so etwas mal hier Minister gewesen ist. |
Heino und Uschi in Goethes Garten
Unsere Dichterfürsten |
Ich habe oft einen bitteren Schmerz empfunden bei dem Gedanken an das deutsche Volk, das so achtbar im einzelnen und so miserabel im ganzen ist. Goethe
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Reichsparteitag in Weimar 1926: Noch begrüßt der Führer |
Doch im Jahre 1938 hatte man endlich für
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Wie sich die Bilder gleichen
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Ist er schon nicht christlich, so muss er doch wohl urgermanisch sein: Es ist der alte germanische Glaube an die in der Natur waltenden Kräfte, der in Goethe einen neuen und zugleich erhöhten und vergeistigten Ausdruck findet. Es ist die dem Germanentum, vor allem aber dem deutschen Geiste eigentümliche organische und dynamische Auffassung von Welt und Leben und Menschentum. Walther Linden: Goethe und die deutsche Gegenwart, Berlin 1932!
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Der Sozialismus bedrängt von kapitalistischen und revan-chistischen Feinden führt seine Bodenreform durch: Das ist der Weisheit letzter Schluss:Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muss! Und so verbringt, umrungen von Gefahr, Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr. Solch ein Gewimmel möcht ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn. Faust II, 5. Akt |
Schiller und Hitler |
Schiller und J. R. Becher |
Was Goethen billig ist, muss Schillern nicht recht sein: ob rechts oder links, jeder bastele sich seinen eigenen Schiller. |
Zermahlene Geschichte
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So hat man also die hölzerne Gestapobaracke im Hof des Weimarer Marstalles, die nahtlos von den Polizeibehörden der DDR weiter verwendet wurde, zermahlen, dann an der gleichen Stelle wieder ausgestreut und den Rest in einen Container gefüllt.
Zermahlen? Für mich sah das Holz eher wie geschreddert, zerspahnt oder geschrotet aus. Bewältigung deutscher Geschichte durch Kunst? Bei der Betrachtung der Objekte schienen wir alle ein wenig ratlos.
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This page was last updated on 13 August, 2018